Wirksamer Herdenschutz für Weidetiere ist nicht einfach und muss auch kontrolliert werden!
21. Mai 2024Seit seiner Rückkehr vor über zwanzig Jahren hat sich der Wolf als Teil der heimischen Ökosysteme fest etabliert. Auch wenn hauptsächlich Rehe und Wildschweine seine Nahrung ausmachen - Weidetiere hingegen nur 1,6 Prozent - wird der gesellschaftliche Diskurs zu den großen Beutegreifern oft emotional aufgeladen. Woran das auch liegt, zeigt die Antwort auf eine Kleine Anfrage (Drucksache 4/16136).
„Gerade in Zeiten des Wahlkampfes lässt sich aus Aufgeregtheit leicht politisches Kapital schlagen. So mit der vereinfachenden Forderung, Wolfsbestände zum Schutz von Weidetieren zu schießen. Damit kann man auf Stimmenfang gehen, löst aber das Problem nicht. Wie ein Blick nach Frankreich zeigt, führt eine reguläre Bejagung nicht zu weniger Übergriffen auf Nutztiere: Seit 2021 wurden 20 Prozent der Wolfspopulation zum Abschuss freigegeben. Allein im Jahr 2022 wurden 154 Wölfe geschossen. Dennoch liegt die Anzahl der Nutztierschäden deutlich über der in Deutschland. Pro Jahr reißt der Wolf in Frankreich 11, in Deutschland drei Schafe.
Was die empirische Evidenz aber zeigt: Effektiver Herdenschutz hilft! Dieser wird in Sachsen zu 100 Prozent gefördert. Allerdings werden diese Maßnahmen nicht überprüft, wie die Beantwortung meiner Kleinen Anfrage zeigt. So gibt es keine Kontrollen durch die Fachbehörden, obwohl die Zahl der Wolfsübergriffe, so auch in Betrieben die Fördergelder erhalten haben, steigt. Einige dieser Betriebe waren sogar mehrfach betroffen. Trotzdem wurde nicht überprüft, wie es dazu kam! Neben dem fahrlässigen Umgang mit Steuergeld, ist dies fahrlässig bei einem solch politisch aufgeheizten Thema.
Dass es sich lohnt genauer hinzusehen, zeigt eine Untersuchung aus Schweden. Hier wurde nachgewiesen, dass 80% der geförderten Schutzmaßnahmen eben nicht funktionstüchtig (oder nicht korrekt aufgebaut) waren. Die Menschen haben in Abwesenheit der Gefahr verlernt, wie wirksamer Herdenschutz funktioniert. Herdenschutz bringt nämlich nur was, wenn er richtig angewandt wird und das ist gar nicht so simpel. Das gilt für die fachgerechte Errichtung von Elektrozäunen ebenso wie für die Auswahl und den Umgang mit Herdenschutzhunden. Einfach nur Geld ausgeben reicht eben nicht! Was es braucht ist permanente Fachberatung für die Leute in der Fläche und Daten darüber, warum es funktioniert oder warum es nicht funktioniert. Also mehr Fachberatung, mehr und v.a. bessere Öffentlichkeitsarbeit und eben auch Kontrollen. Nicht als Überwachung, sondern als Unterstützung. Wir wollen ja eine wirkliche Lösung des Problems - keine toten Schafe oder Problemwölfe!“